1 - 2
| Prolog
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3 | Hiobs Hilfeschrei |
4 - 14 | Erste Gesprächsrunde (mit den drei Freunden)
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15 - 21
| Zweite Gesprächsrunde |
22 - 31
| Dritte Gesprächsrunde
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32 - 37
| Die Rede von Elihu
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38 - 41 | Gott redet! |
42 | Epilog |
Das Buch beginnt mit einer Szene im Himmel. Hiobs Leiden war die Folge eines Wettstreits zwischen Gott und Satan. Weder Hiob noch seine Freunde wussten davon, sodass alle versuchten, das Leiden aus ihrer Unwissenheit heraus zu erklären. Hiob fand schließlich nur noch im Glauben an Gottes Güte und in der Hoffnung auf seine Erlösung Ruhe. Dass Gott sein Vertrauen rechtfertigt, ist die große und zentrale Botschaft des Buches. Wenn es keine rationalen und auch keine biblischen Erklärungen für Katastrophen und Leid mehr gibt, hilft nur noch das Vertrauen auf Gott. Diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht zu ziehen, wird dem Leser eindrücklich vermittelt.
Hiob wird in Kapitel 1 als wohlhabender und gottesfürchtiger Mann beschrieben. Die ersten Verse könnte man so zusammenfassen: Hiob war vollkommen, rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. Er diente Gott und sorgte für seine Kinder. Gott selbst bestätigt, dass Hiob gerecht war (1,8).
Zur Zeit Hiobs hatte Satan noch uneingeschränkten Zugang zum Thron Gottes. Obwohl er bereits ein gefallener Engel war, unterhielt er sich von Zeit zu Zeit mit Gott. In einem solchen Gespräch ergreift Gott die Initiative und wendet sich an Satan:
Hi 1,8: „Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet!“
Gott bringt also den Satan dazu, Böses gegen Hiob zu tun. Und er erlaubt ihm auch, Hiobs Glauben zu prüfen. Gott benutzt den Satan, um uns Menschen – auch seine Kinder – zu erziehen. Aber Satan kann nicht mehr tun, als Gott ihm erlaubt. Im ersten Kapitel erhält Satan die Erlaubnis von Gott:
Hi 1,12: „Siehe, alles, was er hat, soll in deiner Hand sein; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus!“
Sogleich macht er sich auf den Weg und raubt Hiob mit vier Schlägen seinen gesamten Besitz und alle seine Kinder. Hiobs Reaktion auf dieses für ihn völlig unbegreifliche Leid lässt uns staunen:
Hi 1,21-22: „Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen; nackt werde ich wieder dahingehen. Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen; der Name des HERRN sei gelobt! 22 Bei alledem sündigte Hiob nicht und verhielt sich nicht ungebührlich gegen Gott.“
In Kapitel 2 wiederholt sich die Situation im Himmel. Gott spricht zu Satan:
Hi 2,3: „Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet; und er hält immer noch fest an seiner Tadellosigkeit, obwohl du mich gereizt hast, ihn ohne Ursache zu verderben!“
Daraufhin bittet Satan auch um die Erlaubnis, Hiob selbst anzufassen. Auch hier gibt Gott dem Satan die Erlaubnis:
Hi 2,6: „Siehe, er ist in deiner Hand; nur schone sein Leben!“
Und wieder geht Satan los und plagt Hiob mit „bösen Geschwüren“ (2,7). Nur seine Frau rührt Satan nicht an. Denn sie scheint bereits auf der Seite Satans zu stehen, da sie ihrem Mann in dieser Situation nicht beisteht, sondern ihn zum Selbstmord auffordert:
Hi 2,9: „Hältst du immer noch fest an deiner Tadellosigkeit? Sage dich los von Gott und stirb!“
Hiob, seines Wohlstands und seiner Kinder beraubt, verflucht den Tag seiner Geburt (3,1). Wie sehr wünscht er sich in dieser Situation, er wäre nie geboren worden oder schon als Kind gestorben. Aber Hiob klagt Gott in all seinem Leid nicht an.
Bereits am Ende des 2. Kapitels wird die Ankunft der drei Freunde Hiobs erwähnt: Eliphas, Bildad und Zophar. Sie sind gekommen, „um ihm ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten“ (2,11). Sie setzen sich zu Hiob auf die Erde. Sieben Tage sitzen sie so bei ihm, ohne ein Wort zu sagen. Das ist wohl das Beste, was sie in dieser Situation tun können.
Am Ende der sieben Tage beginnt Hiob mit seinem Hilfeschrei das Gespräch. Nun beginnen auch die drei Freunde, einer nach dem anderen, ihre Weisheit auszupacken. Insgesamt ergeben sich so drei Gesprächsrunden, in denen die Freunde nacheinander sprechen und Hiob immer wieder dazwischen das Wort ergreift.
- Erste Gesprächsrunde: Kap. 4-14
- Zweite Gesprächsrunde: Kap. 15-21
- Dritte Gesprächsrunde: Kap. 22-31
Das Problem in diesem Buch ist, dass die drei Freunde (aber auch Hiob) eine falsche Vorstellung vom Leiden haben. Sie denken ähnlich wie die Jünger des Herrn, als sie den Herrn wegen eines Blinden fragen: „Wer hat gesündigt, er oder seine Eltern?“ (Joh 9,2).
Die Theorie der 3 Freunde lautet also: „Wenn ein Mensch sündigt, straft ihn Gott. Wenn ein Mensch gut lebt, segnet ihn Gott.“ Oder umgekehrt: „Geht es einem Menschen schlecht, so hat er gesündigt; geht es ihm aber gut und ist er gesund, so ist sein Leben in Ordnung.“
Hiobs Freunde können also nur immer wieder darauf hinweisen und sagen: „Hiob, irgendwo hast du eine verborgene Sünde. Bekenne sie, dann wird alles wieder gut.“ Aber Hiobs Problem ist: „Ich weiß, dass ich nicht gesündigt habe, und trotzdem bin ich krank. Also ist Gott ungerecht.“ Und er fängt an, Gott der Ungerechtigkeit zu beschuldigen! Und genau darüber werden die Freunde wieder sehr wütend!
Die Unterschiede zwischen den drei Freunden
Die drei Freunde Hiobs haben gemeinsam, dass sie etwas Falsches über Gott sagen (42,7+8). Dennoch unterscheiden sie sich in ihren Äußerungen:
- Eliphas
Er ist ein Mann, der – wie er sagt – besondere Offenbarungen empfangen hat. Diese Offenbarungen kamen aus dem Jenseits (vgl. Kap. 4,15ff): Ein Geist hat zu ihm gesprochen. Ob sie okkult sind oder nicht, darüber gehen die Meinungen der Ausleger auseinander. Jedenfalls ist das, was Eliphas über Gott sagt, nicht ganz in Ordnung. Das können wir aus Kapitel 42 schließen.
- Bildad
Er sagt: „Wenn du wissen willst, wer Gott ist und was er denkt, dann höre auf das, was die Alten zu sagen haben. Aus der Geschichte kannst du lernen!“ (8,8+10).
- Zophar
Dieser Mann sagt in etwa: „Hör zu, benutze deinen gesunden Menschenverstand! Ich tue das auch.“ (20,2+3).
Aber jedes Mal kommt heraus: „Hiob, du hast gesündigt. Gib es zu!“ Und mit jeder Runde werden die Freunde aggressiver.
Hiobs Reaktion auf die Anklage seiner Freunde
Man kann sich vorstellen, dass Hiob über die Anschuldigungen seiner Freunde verärgert ist. Diesen Ärger drückt er an mehreren Stellen aus:
Hi 12,2: „Wahrlich, ihr seid die [rechten] Leute, und mit euch wird die Weisheit aussterben!“.
Hi 16,2: „Ihr seid allesamt leidige Tröster!“
Kap. 17,2: „Treibt man nicht Gespött mit mir, und muss nicht mein Auge ständig ihre Herausforderungen ansehen?“
Aber durch das, was seine Freunde sagen, lehnt er sich immer mehr gegen Gott auf. Immer mehr beginnt er, Gott Vorwürfe zu machen. Schließlich sagt er:
Hi 27,2: „So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen, und der Allmächtige, der meine Seele verbittert hat, …“
Aber trotz aller Widrigkeiten hält Hiob an Gott fest. Mitten in der zweiten Gesprächsrunde finden wir den wunderbaren Vers:
Hi 19,25: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben.“
Diese Gewissheit wünsche ich auch dir, lieber Leser.