Joseph kommt nach Ägypten (37-38)
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Im 37. Kapitel beginnt die Geschichte von Joseph. Er ist der Lieblingssohn seines Vaters und verrät ihm immer wieder die bösen Taten seiner Brüder. Sein Vater Jakob hat ihm sogar ein besonderes Gewand anfertigen lassen (37,3). Das erregt (verständlicherweise) den Neid der anderen Brüder.
Was aber das Fass zum Überlaufen bringt, sind zwei Träume, die Joseph seinen Brüdern mitteilt:
1Mo 37,7: „Siehe, wir banden Garben auf dem Feld, und siehe, da richtete sich meine Garbe auf und blieb stehen; und siehe, eure Garben stellten sich ringsumher und warfen sich vor meiner Garbe nieder!"
Der anfängliche Neid seiner Brüder schlägt nun in Hass um (37,5). Doch dabei bleibt es nicht, denn Joseph hat noch einen zweiten Traum:
1Mo 37,9: „Er hatte aber noch einen anderen Traum, den erzählte er seinen Brüdern auch und sprach: Seht, ich habe wieder geträumt, und siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne beugten sich vor mir nieder!"
Einige Zeit später weiden die Brüder Josephs Schafe in Sichem. Jakob schickt seinen Joseph zu ihnen, um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen. Als die Brüder ihn kommen sehen, ist die Stunde der Rache gekommen.
1Mo 37,18: „Als sie ihn nun von ferne sahen, ehe er in ihre Nähe kam, beschlossen sie, ihn heimlich umzubringen."
Dem erstgeborenen Ruben ist es zu verdanken, dass dieser Plan nicht in die Tat umgesetzt wird. Stattdessen werfen sie Joseph in eine leere Zisterne. Als eine Karawane von Händlern auf dem Weg nach Ägypten an den Brüdern vorbeikommt, verkaufen sie Joseph an die Händler. Damit haben sie Joseph ein für alle Mal aus dem Weg geräumt und sogar noch Geld verdient - so denken sie jedenfalls...
Diese Geschichte wollen sie ihrem Vater natürlich nicht erzählen. Deshalb nehmen sie Josephs besonderes Gewand, tauchen es in das Blut eines Ziegenbocks und schicken es Jakob. Jakob erkennt das Gewand sofort und glaubt fortan, Joseph sei von einem wilden Tier zerrissen worden.
1Mo 37,36: „Aber die Midianiter verkauften ihn nach Ägypten, an Potiphar, einen Kämmerer des Pharao, den Obersten der Leibwache."
Joseph als Sklave (39-40)
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1Mo 39,2: „Und der HERR war mit Joseph, und er war ein Mann, dem alles gelang; und so durfte er im Haus seines ägyptischen Herrn bleiben."
In dem Leid, das Joseph widerfährt, ist Gott ihm nahe. Gott gibt ihm Gelingen, so dass Joseph (obwohl er ein Sklave Potiphars ist) als Aufseher über sein ganzes Haus eingesetzt wird (39,4). Aber es wird für Joseph noch einmal bergab gehen, und zwar wegeb der Verleumdung der Frau Potiphars.
1Mo 39,7: „Es geschah aber nach diesen Begebenheiten, dass die Frau seines Herrn ihre Augen auf Joseph warf und zu ihm sprach: Lege dich zu mir!"
Joseph widersetzt sich dieser Aufforderung beharrlich und geht der Frau aus dem Weg. Doch als sie ihn einmal an seinem Obergewand packt und zu sich zieht, lässt er das Obergewand in ihrer Hand und flieht. Jetzt schlägt ihre Zuneigung in Hass um. Deshalb verbreitet sie unter den Hausgenossen die Lüge, Joseph habe „Mutwillen mit ihr getrieben" und "bei ihr gelegen" (39,14).
Joseph hat sich in dieser Situation vorbildlich verhalten. Dennoch glaubt Potiphar seiner Frau mehr als Joseph und wirft ihn in das ihm unterstellte Gefängnis. Aber auch an diesem finsteren Ort ist Gott an Josephs Seite. So erhält Joseph die Aufgabe, sich um zwei Hofbeamte des Pharao (den Mundschenk und den obersten Bäcker) zu kümmern (40,1+4).
Joseph erfährt, dass die beiden in derselben Nacht einen Traum hatten, den sie zu deuten suchten. Er bietet ihnen an, die Träume durch den Geist Gottes zu deuten. So erzählt zunächst der Mundschenk seinen Traum vom Weinstock mit den drei Reben (40,9-11). Josephs Deutung lautet: „In drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erheben und dich wieder in dein Amt einsetzen" (40,13).
Hoffnungsvoll erzählt nun auch der Bäcker seinen Traum von den drei Körben mit Weißbrot (40,16-17). Josephs Deutung lautet in diesem Fall: „In drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erheben und wird dich ans Holz hängen lassen, dass die Vögel dein Fleisch fressen werden" (40,19).
Und so geschieht es auch: Der Mundschenk kehrt in sein Amt zurück, der Bäcker wird ans Holz gehängt. Aber der Mundschenk vergisst Joseph, und so muss er noch zwei Jahre im Gefängnis verbringen (41,1).
Nach zwei Jahren hat auch der Pharao Träume:
1Mo 41,2-4: „Und siehe, aus dem Nil stiegen sieben schöne und wohlgenährte Kühe herauf, die im Nilgras weideten. 3 Und siehe, nach diesen stiegen sieben andere Kühe aus dem Nil herauf, von hässlicher Gestalt und magerem Leib; die traten neben jene Kühe am Ufer des Nils. 4 Und die sieben hässlichen, mageren Kühe fraßen die sieben schönen, wohlgenährten Kühe."
Dieser und ein weiterer ähnlicher Traum mit Ähren beunruhigen den Pharao. Doch alle Weisen und Wahrsager Ägyptens können den Traum nicht deuten. Erst jetzt erinnert sich der Mundschenk an Joseph (41,9). Sofort wird dieser aus dem Gefängnis geholt, frisch gemacht und vor den Pharao gestellt. Der Pharao erzählt Joseph von seinen Träumen und Gott gibt ihm die Deutung:
1Mo 41,26-27: „Siehe, es kommen sieben Jahre, da wird großer Überfluss herrschen im ganzen Land Ägypten. 30 Aber nach ihnen werden sieben Hungerjahre eintreten, und all dieser Überfluss wird vergessen sein im Land Ägypten; und die Hungersnot wird das Land aufzehren."
Doch Joseph tut noch mehr. Er deutet dem Pharao nicht nur seine Träume, sondern gibt ihm auch eine Handlungsempfehlung. Der Pharao soll einen klugen Mann über Ägypten setzen, der in den sieben Jahren des Überflusses 20 Prozent der Ernte beiseite legt. Diese Nahrung soll dem Land als Vorrat für die sieben Hungerjahre dienen.
Der Pharao ist überwältigt von der Weisheit und Einsicht Josephs und spricht zu ihm:
1Mo 41,40: „Du sollst über mein Haus sein, und deinem Befehl soll mein ganzes Volk gehorchen; nur um den Thron will ich höher sein als du!"
So wird Joseph im Alter von 30 Jahren zum Aufseher über das ganze Land Ägypten ernannt (40,46). Was für eine Karriere: vom Lieblingssohn des Vaters zum Sklaven bei Potiphar, dann zum Gefangenen und schließlich zur rechten Hand des Pharao. Erinnert uns das nicht an den Herrn Jesus?
Philipper 2,6-10: „Er war in der Gestalt Gottes, hat es aber nicht wie einen Raub festgehalten, Gott gleich zu sein; 7 sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; 8 und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat ihn Gott auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen verliehen, der über allen Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind."
Joseph und seine Brüder (42-45)
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Nach den sieben Jahren des Überflusses beginnen die sieben Jahre der Hungersnot. In der ganzen damals bekannten Welt herrscht Hungersnot, nur in Ägypten gibt es genug zu essen. Als Jakob von dem Getreide in Ägypten hört, spricht er zu seinen Söhnen:
1Mo 42,2: „Siehe, ich höre, dass es in Ägypten Korn gibt; zieht hinab und kauft uns dort Getreide, damit wir leben und nicht sterben!"
So machen sich 10 der ursprünglich 12 Söhne auf den Weg. Nur Benjamin, der neue Lieblingssohn Jakobs, bleibt zurück (Joseph und Benjamin sind die beiden Söhne Rahels). Als die Brüder in Ägypten ankommen, erkennt Joseph sie sofort. Er gibt sich ihnen aber nicht zu erkennen, sondern stellt sie auf die Probe. Zuerst fährt er sie hart an und wirft ihnen vor, Kundschafter zu sein.
Die zehn Söhne erwähnen, dass der Vater noch einen weiteren Sohn hat. Joseph fordert sie nun auf, diesen Sohn (Benjamin) zu holen. Dazu schickt er neun der zehn Söhne mit Getreidesäcken nach Hause, während er Simeon in Ägypten gefangen hält. Unterwegs stellen die Brüder zu ihrem Entsetzen fest, dass das Geld, mit dem sie das Getreide bezahlt hatten, bei jedem von ihnen oben im Getreidesack liegt. Nun fürchten sie sich noch mehr davor, diesem "Herrn des Landes" (42,27) wieder unter die Augen zu treten.
Als sie Jakob davon berichten, ist dieser keineswegs bereit, seinen jüngsten Sohn Benjamin mitgehen zu lassen (42,38). Doch das Korn war bald aufgebraucht. So ziehen sie schließlich mit Benjamin, dem doppelten Geld und besonderen Geschenken wieder nach Ägypten (43,15). Wieder begegnen sie Joseph, der sich immer noch nicht zu erkennen gibt. Als Jopseh Benjamin sieht, lässt er Simeon wieder frei und lädt die Brüder zum Mittagessen ein.
Danach stellt er seine Brüder erneut auf die Probe, indem er zu seinem Verwalter spricht:
1Mo 44,1-2: „Fülle den Männern die Säcke mit Speise, so viel sie tragen können, und lege das Geld eines jeden oben in seinen Sack! 2 Meinen Becher aber, den silbernen Becher, lege oben in den Sack des Jüngsten samt dem Geld für das Korn!"
Joseph schickt die Brüder nach Hause. Kurz darauf lässt er sie von seinem Verwalter verfolgen und beschuldigt sie des Diebstahls. Die Brüder beteuern, nichts gestohlen zu haben. Doch als der Becher schließlich bei Benjamin gefunden wird, werden alle wieder zu Joseph gebracht und rechnen mit dem Schlimmsten. Juda setzt sich nun in einer langen Rede für Benjamin ein und will selbst Sklave werden, wenn nur Benjamin frei kommt (44,33).
Nun ist der große Augenblick gekommen, in dem Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gibt. Er lässt alls Bediensteten hinausgehen und spricht zu seinen Brüdern:
1Mo 45,3+5: „Ich bin Joseph! Lebt mein Vater noch? 5 Und nun bekümmert euch nicht und macht euch keine Vorwürfe darüber, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn zur Lebensrettung hat mich Gott vor euch hergesandt!"
Seine Brüder sind so bestürzt, dass sie nicht antworten können. Sie können nicht glauben, dass der, den sie zuerst töten wollten und dann in die Sklaverei verkauft haben, nun der ist, der ihnen das Leben gerettet hat.
Jakob zieht nach Ägypten (46-50)
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Joseph fordert seine Brüder auf, schnell nach Hause zu gehen, ihre Sachen zu packen und mit der ganzen Familie nach Ägypten zu ziehen. Die Brüder kehren nach Kanaan zurück und erzählen ihrem Vater alles. Dieser antwortet:
1Mo 45,28: „Für mich ist es genug, dass mein Sohn Joseph noch lebt! Ich will hingehen und ihn sehen, bevor ich sterbe!"
Aber soll der alte Jakob mit all seinem Besitz diesen beschwerlichen Weg noch auf sich nehmen? In einer nächtlichen Vision spricht Gott zu ihm:
1Mo 46,3-4: „Ich bin der starke Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn dort will ich dich zu einem großen Volk machen! 4 Ich will mit dir hinab nach Ägypten ziehen, und ich führe dich gewiss auch wieder hinauf; und Joseph soll dir die Augen zudrücken!"
Dann lesen wir, wie die Söhne Jakobs ihn und seine ganze Familie nach Ägypten führen. Als Joseph von Jakobs Ankunft erfährt, geht er ihm sofort entgegen, fällt ihm um den Hals und weint lange. Was für ein Wiedersehen!
Nachdem die Familie Jakobs ihr Stück Land erhalten hat, nimmt Joseph seinen Vater und stellt ihn dem Pharao persönlich vor. Wir lesen die schönen Worte: "Jakob segnete den Pharao" (47,7). So erhält auch das weltliche Land Ägypten etwas vom Segen Gottes, weil es dem Volk Gottes geholfen hat.
In den letzten Kapiteln von 1. Mose lesen wir, wie Jakob die Söhne Josephs (Ephraim und Manasse) segnet. Wie bei Jakob und Esau erhält auch hier der Jüngere (Ephraim) der Hauptsegen (48,19). Es folgen die prophetischen Segensworte für die Söhne Jakobs. Erwähnenswert ist der Segen für Juda, der deutlich auf den kommenden Messias hinweist (Jesus Christus stammte aus dem Stamm Juda; Hebr 7,14):
1Mo 49,10-11: „Es wird das Zepter nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein. 11 Er wird sein Füllen an den Weinstock binden und das Junge seiner Eselin an die Edelrebe; er wird sein Kleid im Wein waschen und seinen Mantel in Traubenblut."
In Kapitel 50 lesen wir schließlich von der vollkommenen Versöhnung Josephs mit seinen Brüdern.
1Mo 50,20: „Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen, um es so hinauszuführen, wie es jetzt zutage liegt, um ein zahlreiches Volk am Leben zu erhalten."
In dieser Hinsicht ist Joseph ein wunderbares Vorbild auf unseren Herrn Jesus Christus. Wie Joseph seinen Brüdern vergab, so vergibt der Herr allen, die an ihn glauben.