1. Johannes-Brief
Der letzte überlebende Apostel Johannes hat diesen Brief vermutlich in Ephesus geschrieben. Er sollte die Gläubigen am Ende der apostolischen Zeit vor aufkommenden Irrlehren (vor allem der Gnosis) und falschen Propheten warnen und sie befähigen, im Glaubensleben das Wahre vom Falschen zu unterscheiden.
Kapitel 1: Die ersten Verse erinnern an den Anfang des Johannes-Evangeliums. Johannes verkündet hier, was er von Anfang an von Jesus Christus gesehen und gehört hat. Als Augenzeuge kann er sein Wissen aus erster Hand niederschreiben, "damit eure Freude vollkommen sei" (1,4).
In seinem Brief beschreibt Johannes zwei Eigenschaften Gottes. In Vers 5 schreibt er "Gott ist Licht" und später in Kapitel 4,8 "Gott ist Liebe". Beide Eigenschaften sind sehr wichtig. Das "Licht" spricht von Wahrheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit. Weil Gott Licht ist, sind auch wir aufgefordert, im Licht zu wandeln. Mit "im Licht wandeln" meint Johannes allerdings nicht, dass wir ohne Sünde leben sollen, sondern dass wir unser Leben Jesus anvertrauen und auf sein vollbrachtes Werk am Kreuz vertrauen.
1Joh 1,9: "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit."
Johannes warnt vor Menschen, die meinen, nicht mehr zu sündigen (1,8 und 1,10). Statt die Sünden zu leugnen, dürfen und sollen wir sie dem Herrn Jesus bekennen (1,9). Dann können wir die väterliche Vergebung in Anspruch nehmen und gewiss sein, dass Gott uns die Sünden vergibt.
Kapitel 2: Neben der vollkommenen (geistlichen) Freude ist das zweite Ziel des Briefes, "damit ihr nicht sündigt" (2,1). An zwei Merkmalen soll man einen Christen erkennen: An der Liebe zu Gott (durch das Halten seiner Gebote; 2,3) und an der Liebe zum Nächsten (2,10).
Andererseits warnt Johannes vor der Liebe zur Welt (2,15). Er zählt drei Merkmale der Liebe zur Welt auf:
- Fleischeslust (haben wollen; inneres Begehren)
- Augenlust (sehen wollen; äußeres Begehren)
- Hochmut des Lebens (sein wollen)
Diese Merkmale finden wir auch in 1Mo 3,6, wo Eva im Garten Eden von der Schlange verführt wird. Über die Liebe zur Welt kommt Johannes nun zu seinem Hauptthema: Die Warnung vor der antichristlichen Verführung.
Schon im ersten Jahrhundert muss Johannes seine Leser warnen, dass sie sich in der "letzten Stunde" befinden und dass bereits "jetzt viele Antichristen aufgetreten" sind (2,18). Christen haben den Heiligen Geist in sich und damit die Fähigkeit, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden (2,21). Die Gläubigen sollen also gewarnt sein und sich nicht verführen lassen. Wenn sie an biblischen Lehre von Jesus Christus festhalten, dürfen sie sich der Verheißung des ewigen Lebens gewiss sein (2,25).
Kapitel 3: Nach den eher harten und deutlichen Worten der ersten beiden Kapitel schlägt der Apostel nun freundlichere Töne an. Immer wieder benutzt Johannes ab Kapitel 3 die Anrede "Geliebte". Wenn wir Jesus Christus in unser Leben aufgenommen haben, dann sind wir schon jetzt "Kinder Gottes" (3,1). Aber das ist noch nicht alles. Denn als Kinder Gottes erwarten wir die Wiederkunft Christi, bei der wir "ihm gleichgestaltet" werden. Dann wird es keine Sünde, keine Krankheit und keinen Tod mehr geben.
Und weil wir diese Hoffnung haben, wollen wir uns nach Möglichkeit schon hier auf Erden heiligen und der Sünde so wenig Raum wie möglich geben. Gerade dieses Streben nach Heiligung unterscheidet die "Kinder Gottes" von den "Kindern des Teufels" (3,10). Als "Kinder Gottes" wollen wir nicht nur mit Worten lieben, sondern "in Tat und Wahrheit" (3,18).
Kapitel 4: Nun muss Johannes wieder eine ernste Warnung aussprechen. Denn schon zur Zeit der Apostel zogen viele falsche Propheten und umher. Die Christen sollen nicht vorschnell jeder neuen Lehre glauben, sondern "die Geister [der Propheten] prüfen" (4,1). Wie sollen die Propheten geprüft werden?
1. Joh 4,2-3a: "Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist aus Gott; 3 und jeder Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist nicht aus Gott. Und das ist der [Geist] des Antichristen. (...)"
Diese Warnung richtet sich in erster Linie gegen die damals weit verbreitete Lehre der Gnosis. Die "christlichen" Gnostiker leugneten, dass Jesus Christus der menschgewordene Sohn Gottes ist. Sie hielten ihn, ähnlich wie heutige Sekten und Esoteriker, für ein geschaffenes Wesen und nicht für "Gott geoffenbart im Fleisch" (1Tim 3,16).
Kapitel 5: Abschließend ermutigt Johannes seine Leser noch einmal, an Jesus Christus zu glauben. Nur Jesus Christus kann uns vor den Verführungen der Welt bewahren und uns das ewige Leben schenken.
1Joh 5,12: "Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht."
Auf diesen Vers kannst du fest vertrauen. Mehr noch: Wenn du glaubst, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist und dass er für DEINE Sünden gestorben ist, dann darfst du WISSEN, dass du das ewige Leben hast. Mit "Glauben" mit hier nicht ein bloßes Fürwahrhalten gemeint, sondern ein festes Vertrauen auf Jesus, ein Streben nach persönlicher Heiligkeit und der tiefe Wunsch, Jesus Christus als Herrn anzuerkennen und ihm durch Höhen und Tiefen nachzufolgen.
2. Johannes-Brief
Nachdem der Apostel Johannes in seinem ersten Brief die Eigenschaften Gottes (Wahrheit und Liebe) dargelegt hat, zeigt er in seinen beiden anderen Briefen, wie diese Eigenschaften im Leben der Gläubigen verwirklicht werden.
Obwohl der 2. Johannes-Brief nur 13 Verse umfasst und damit das kürzeste Buch der Bibel ist, enthält er wichtige Lehren und ermutigende Worte für alle Christen. Es ist der einzige Brief im Neuen Testament, der an eine Frau gerichtet ist. Johannes verwendet besonders häufig die Worte "Wahrheit" und "Liebe". Schon im 1. Johannes-Brief hatten wir die beiden Aussagen "Gott ist Licht" (1Joh 1,5) und "Gott ist Liebe" (1Joh 4,8). Beide Eigenschaften Gottes sollen wir auch in unserem Leben verwirklichen.
2Joh 1,3: "Gnade, Barmherzigkeit und Friede sei mit euch von Gott, dem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe!"
Johannes warnt die "auserwählte Frau und ihre Kinder" vor falschen Lehren, die in die Gemeinschaft eindringen und die leugnen, dass Jesus als Mensch geboren wurde (1,7). Von solchen Leuten sollen sie sich fernhalten: "Denn wer ihn grüßt, macht sich seiner bösen Werke teilhaftig" (1,11). Stattdessen sollen sie in der Lehre Christi bleiben.
Das zentrale Thema des 2. Johannes-Briefes ist die Absonderung oder Heiligung. Johannes warnt uns davor, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der sich Christ nennt, aber Irrtümer über die Person unseres Herrn verbreitet (1,10).
3. Johannes-Brief
Der dritte Brief ist vielleicht der persönlichste der drei Johannes-Briefe. Gaius, ein Gemeindeleiter und Empfänger dieses Briefes, zeigt, wie gelungene Gastfreundschaft aussieht.
3Joh 1,5: "Mein Lieber, du handelst treu in dem, was du an den Brüdern tust, auch an den unbekannten."
Diotrephes hingegen ist ein schlechtes Beispiel. Er redet schlecht über die Missionare, lehnt sie ab und wirft sogar Leute aus der Gemeinde, die Missionaren helfen. Johannes ermutigt Gaius (und damit auch uns), sich nicht das Böse, sondern das Gute zum Vorbild zu nehmen. Denn das Gute kommt von Gott.
Er ermutigt und fordert Gajus heraus, indem er ihm anhand eines negativen und eines positiven Beispiels zeigt, was wahre geistliche Leiterschaft ausmacht. Der Brief macht deutlich, dass Christen sich durch folgende Eigenschaften auszeichnen sollten:
- Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft gegenüber Glaubensgeschwistern (1,5).
- Liebe zur Wahrheit und konkretes Ansprechen von Fehlverhalten (1,10)
- das Gute nachahmen (1,11)
- den Glaubensgeschwistern Gutes wünschen, z.B. Frieden (1,15)