Johannes macht in seinem Evangelium deutlich, dass Jesus Christus nicht nur ein großer Prophet, Wundertäter oder Lehrer war. Er war und ist Gottes Sohn (3,16).
Kapitel 1: Jesus Christus wird als das "Wort" (1,1) bezeichnet, das in die Welt kommt. "Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf" (1,11). Ab Vers 15 steht Johannes der Täufer im Mittelpunkt, der den Herrn Jesus als "Lamm Gottes" bezeichnet, "das die Sünde der Welt hinwegnimmt" (1,29). Ab Vers 37 lesen wir von den ersten Jüngern Jesu.
Kapitel 2: Die Hochzeit zu Kana ist der Ort, an dem Jesus sein erstes Wunder vollbringt: Er verwandelt eine große Menge Wasser in Wein. Wein steht in der Bibel oft symbolisch für Freude. Dieses Wunder nimmt all jenen den Wind aus den Segeln, die behaupten, Jesus sei ein Spaßverderber und Christen hätten keine Freude im Leben.
Ab Vers 13 berichtet Johannes von der ersten Tempelreinigung. Eine zweite Tempelreinigung wird Jesus nach seinem Einzug in Jerusalem in der Passahwoche durchführen (Mt 21,12-13). Hier bei Johannes sehen wir den Eifer Jesu für das Haus Gottes.
Psalm 93,5: "Deinem Haus geziemt Heiligkeit, o HERR, für alle Zeiten."
Kapitel 3: Die ersten 13 Verse erzählen von Nikodemus, der in der Nacht zu Jesus kam. Es waren die Pharisäer, die das Wirken Jesu dem Teufel zuschrieben und Ihn schließlich ans Kreuz brachten. Nikodemus war offensichtlich eine Ausnahme. Aus Angst, selbst aus der Synagoge ausgeschlossen zu werden, kommt er nachts zu Jesus. Jesus nimmt ihn liebevoll auf und eröffnet ihm ungeahnte theologische Weisheiten. Der Mensch muss "von neuem geboren werden", um das Reich Gottes sehen zu können. Durch die Wiedergeburt "aus Wasser und Geist" erhält man Anteil am "zukünftigen Zeitalter" (vgl. Rundbrief zum 1. Petrus-Brief).
In Vers 14 vergleicht sich Jesus mit der bronzenen Schlange, die Mose in der Wüste erhoben hat (4Mo 21,9). Alle, die auf die Schlange schauten, wurden gerettet. In Vers 16 lesen wir das "Evangelium in der Nussschale", wie Luther es nannte:
Joh 3,16: "Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat."
Joh 3,36: "Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm."
Kapitel 4: Von der Frau aus Samaria haben wir bereits in der Einleitung gesprochen. Ab Vers 43 berichtet Johannes von einem königlichen Beamten, dessen Sohn im Sterben lag. Noch während der Beamte bei Jesus stand, heilte Jesus den Jungen aus der Ferne. Durch dieses Heilungswunder kam der Beamte "mit seinem ganzen Haus" zum Glauben.
Kapitel 5: Dieses Kapitel berichtet von einem Lahmen am Teich Bethesda. Der Gelähmte lag dort seit 38 Jahren. Jesus stellt ihm die einfache Frage: "Willst du gesund werden?" (5,6). Viele Menschen verneinen diese Frage. Sie wollen die Hilfe Jesu nicht annehmen und fühlen sich vielleicht auch ganz wohl in ihrer bemitleidenswerten Lage. Der Gelähmte aber will gesund werden, deshalb sagt Jesus zu ihm: "Steh auf, nimm deine Liegematte und geh umher" (5,8).
Als die Juden von diesem Wunder hören, sind sie entsetzt. Statt sich über die Heilung zu freuen und Gott die Ehre zu geben, sagen sie zu dem Geheilten: "Es ist Sabbat; es ist dir nicht erlaubt, die Liegematte zu tragen" (5,10). Und als die Juden erfahren, dass Jesus hinter der Heilung steckt, wollen sie ihn sogar töten (5,16).
Jesus aber setzt in Vers 17 noch einen drauf und beansprucht, Gott gleich zu sein. Und weiter sagt er:
Joh 5,24: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen."
Kapitel 6: In den ersten 21 Versen lesen wir, wie Jesus eine Volksmenge von 5000 Männern (plus Frauen und Kinder) mit fünf Broten und zwei Fischen sättigt und wie Jesus in der folgenden Nacht auf dem Wasser geht.
Ab Vers 32 wendet sich Jesus an die Volksmenge, die ihm gefolgt ist. Jesus vergleicht sich mit dem Manna, das das Volk Israel beim Auszug aus Ägypten gegessen hat (2Mo 16,4). Während dieses Brot den Hunger nur für kurze Zeit stillen konnte, kann Jesus den (geistlichen) Hunger dauerhaft stillen. Die einen erkennen Jesus als den Messias an (6,68-69), die anderen stoßen sich an der "harten" Rede und ziehen sich aus der Nachfolge zurück (6,66).
Joh 6,35: "Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird niemals dürsten."
Joh 6,54: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag."
Kapitel 7: Nicht einmal die leiblichen Halbgeschwister Jesu glaubten damals an ihn (7,5). Im Mittelpunkt dieses Kapitels steht das Laubhüttenfest in Jerusalem. Das Fest dauerte sieben Tage, und in der Mitte des Festes trat Jesus öffentlich im Tempel auf und lehrte das Volk (7,14). Im anschließenden Streitgespräch mit den Juden entlarvt Jesus deren falsches Denken über den Sabbat: Die Beschneidung von Kindern ist erlaubt, aber die Heilung von Menschen offenbar nicht.
Am letzten Tag des Festes tritt Jesus noch einmal in die Öffentlichkeit und verkündet die Botschaft, die er bereits im 4. Kapitel der Frau aus Samaria verkündet hat.
Joh 7,38: "Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen."
Erneut führt die Botschaft Jesu zur Spaltung der Volksmenge und verärgert die Pharisäer - mit Ausnahme von Nikodemus, der in Kapitel 3 nachts zu Jesus kam.
Das Kapitel endet in Vers 52 mit der falschen Behauptung der Juden, aus Galiläa sei kein Prophet hervorgegangen. Damit zeigten sie wieder einmal ihre Unwissenheit. Hatten sie nie von Jona gelesen? Er stammte aus Galiläa.
Kapitel 8: In diesem Kapitel berichtet Johannes von einer Ehebrecherin, die auf frischer Tat ertappt wurde. Die Juden brachten sie zu Jesus und wollten von ihm hören, dass sie nach dem Gesetz des Mose gesteinigt werden müsse. Doch Jesus reagiert unerwartet. Zuerst schreibt er etwas in den Sand. Es ist nicht überliefert, was genau er schrieb, aber vielleicht waren es die Namen der Juden, die in dieser Hinsicht auch keine weiße Weste hatten. Dann spricht Jesus:
Joh 8,7: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!"
Dieses Wort hat gewirkt. Denn offensichtlich hatten die Juden mit zweierlei Maß gemessen und wollten der Ehebrecherin eine Strafe auferlegen, die sie selbst hätte treffen müssen. Und außerdem: Wenn die Frau auf frischer Tat ertappt wurde: Wo war dann der Mann? Von ihrem Gewissen überführt verließen die Juden einer nach dem anderen die Bildfläche.
Nach dieser Begebenheit spricht Jesus im Tempel das zweite "Ich bin"- Wort:
Joh 8,12: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben."
Der weitere Verlauf des Kapitels schildert uns ausführlich eine Diskussion zwischen Jesus und den Pharisäern. Diese gipfelt in einer Aussage Jesu, mit der er sich erneut Gott gleichstellt.
Joh 8,58: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich!"
Kapitel 9: Aus jüdischer Sicht konnte nur der Messias einem Blindgeborenen die Augen öffnen. Deshalb wurde der Geheilte immer wieder von den Pharisäern gefragt, warum er nun sehen könne. Die jüdische Elite konnte nicht akzeptieren, dass Jesus genau der Messias war, auf den sie seit Jahrhunderten gewartet hatten.
Der Blinde selbst wurde nicht nur von seiner fleischlichen, sondern auch von seiner geistlichen Blindheit geheilt. Denn in den Versen 30-33 belehrt er die Juden sehr deutlich über das Wunder und über die Person Jesu. Daraufhin wird er aus der Synagoge ausgestoßen.
Kapitel 10: Nun beginnt Jesus wieder, das Volk zu lehren. Er beschreibt die Gläubigen als eine Herde von Schafen, die sich in einer geschützten Umzäunung lagert. Jesus selbst bezeichnet sich in diesem Bild als die Tür und als den guten Hirten.
Joh 10,9: "Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden."
Joh 10,11: "Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe."
In Vers 16 geht Jesus noch auf einen interessanten Aspekt ein, indem er von "anderen Schafen" spricht. Offenbar sind hier zum einen die Schafe aus dem Volk Israel und zum anderen die Schafe aus den Nationen gemeint. Jesus macht deutlich, dass die beiden Herden in Christus zu einer Herde zusammengeführt werden und es keine Trennung mehr zwischen Gläubigen aus den Juden und Gläubigen aus den Heiden geben wird.
Joh 10,16b: "Und es wird eine Herde und ein Hirte sein."