1. Petrus-Brief
Petrus schrieb diesen Brief, um die verfolgten Christen zu ermutigen. Er gibt ihnen praktische Ratschläge und ruft sie zur Standhaftigkeit auf.
Kapitel 1: Zunächst lesen wir in Vers 3 einen Lobpreis, dass Jesus Christus uns wiedergeboren und uns durch seine Auferstehung eine "lebendige Hoffnung" geschenkt hat. Weil Jesus Christus auferstanden ist, wird er auch uns auferwecken. Die Freude der Auferstehung im "zukünftigen Zeitalter" wird das Leid "dieses Zeitalters" bei weitem übertreffen. Deshalb ermahnt Petrus seine Leser zu einem heiligen Lebenswandel. Er erinnert sie daran, was es Christus gekostet hat, sie von der Sünde loszukaufen: sein "kostbares Blut" (1,19).
1Pet 1,16: "Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!"
Kapitel 2: Bis Vers 10 spricht Petrus vom neuen Leben in Christus. Petrus vergleicht die Gemeinde mit einem "geistlichen Haus". Die Gläubigen sind einerseits "lebendige Steine", andererseits werden sie als "heiliges Priestertum" bezeichnet, das "geistliche Opfer" darbringt (2,5). Jesus selbst ist der Eckstein des Hauses.
In Vers 9 bezeichnet Paulus die Gemeinde als "auserwähltes Geschlecht", "königliches Priestertum", "heiliges Volk" und "Volk des Eigentums". Dies sind alles Bezeichnungen, die im Alten Testament auf das Volk Israel angewandt wurden. Petrus macht damit deutlich, dass die Juden durch die Verwerfung des Messias nicht mehr ausschließlich das Eigentumsvolk Gottes sind. An ihre Stelle ist seit der Himmelfahrt Christi die Gemeinde getreten. Diese umfasst nun "alle Völker" (Mt 28,19; Juden und Heiden).
Mt 21,43: "Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das dessen Früchte bringt."
Als Büger des Himmels sind die Gläubigen auf Erden nur noch "Gäste und Fremdlinge" (2,11). Als solche müssen sie sich einerseits den menschlichen Ordnungen unterordnen, andererseits aber auch "durch Gutestun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringen" (2,15). Als Vorbild stellt uns Petrus den Herrn Jesus vor Augen:
1Pet 2,22-24: "»Er hat keine Sünde getan, es ist auch kein Betrug in seinem Mund gefunden worden«; 23 als er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder, als er litt, drohte er nicht, sondern übergab es dem, der gerecht richtet. 24 Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden."
Kapitel 3: Dieses Kapitel ruft uns zu einem geistlichen Lebensstil inmitteln von Bedrängnis und Verfolgung auf. Dazu ist die Einheit in der Gemeinde sehr wichtig. Deshalb sollen die Gläubigen untereinander "gleichgesinnt, mitfühlend, voll brüderlicher Liebe, barmherzig und gütig" sein (3,8). Auch in diesem Kapitel stellt Petrus uns den Herrn Jesus als Vorbild dar, und zwar in den Versen 18-20. Dies ist allerdings einer der am schwierigsten zu interpretierenden Abschnitte des Neuen Testaments. Im Folgenden möchte ich eine mögliche Interpretation vorstellen.
Christus wurde am Kreuz "getötet nach dem Fleisch", drei Tage später wurde er "lebendig gemacht durch den [Heiligen] Geist". So wie Jesus Christus auf Erden das Gericht (durch Feuer) ankündigte, so hatte er durch den Heiligen Geist auch schon Noah dazu verwendet, das Gericht (durch Wasser) anzukündigen. Doch so wie heute die meisten Menschen die Warnung Jesu nicht ernst nehmen, so hörten auch die Menschen damals nicht auf die Warnung Noahs. So wurden nur 8 Menschen durch die Sintflut gerettet, alle anderen Menschen gingen ohne Gott verloren und sind nun gewissermaßen "im Gefängnis". Dort warten sie auf das Gericht am Jüngsten Tag.
Kapitel 4: "Der Knecht ist nicht größer als sein Herr" heißt es in Joh 13,16. So wie Christus viel Leid von den Menschen ertragen musste, so wird es auch den Christen ergehen. Dass wir in der heutigen Zeit in der westlichen Welt nicht verfolgt werden, ist reine Gnade und kann sich jederzeit wieder ändern.
Vers 6 ist wieder schwer zu verstehen: Ich möchte folgende Interpretation vorschlagen: Der Vers bezieht sich auf Menschen, denen das Evangelium gepredigt wurde, als sie noch auf Erden lebten, und die dem Herrn geglaubt haben. Wegen ihres mutigen Eintretens für die Wahrheit litten sie durch die Hände gottloser Menschen und wurden in einigen Fällen sogar zu Märtyrern. Diese Gläubigen wurden, obwohl sie "den Menschen gemäß nach dem Fleisch gerichtet" wurden, von Gott gerechtfertigt. Sie erfreuen sich nun des ewigen Lebens bei ihm.
Kapitel 5: Abschließend ermahnt Petrus die Ältesten, die örtlichen Gemeinden mit Hingabe und freiwillig zu hüten. Die Ältesten sollen "Vorbilder der Herde" sein (5,3). Im gleichen Atemzug ermahnt Petrus die Jüngeren, sich den Ältesten unterzuordnen. In Vers 7 finden wir die Ermutigung, mit unseren Sorgen zu Jesus zu kommen, "denn er sorgt für euch".
Vers 8 warnt uns indirekt vor eigenen Wegen und fordert uns auf, bei der Herde zu bleiben. Der Teufel wird mit einem Löwen verglichen. Aus der Natur kennen wir die Jagdweise des Löwen: Er versucht, einzelne Tiere aus der Herde herauszulösen und kann sie dann ohne große Mühe erlegen.
2. Petrus-Brief
Wie alle 2. Briefe im Neuen Testament wurde dieser Brief geschrieben, um vor falschen Lehren zu warnen. Außerdem will Petrus mit diesem Brief die Empfänger zu einem Leben ermutigen, das Gott die Ehre gibt.
Kapitel 1: Zunächst stellt Petrus klar, dass Gott uns bei der Bekehrung durch den Heiligen Geist alles gegeben hat, was wir zum "Leben und zum Wandel in Gottesfurcht" brauchen (1,3). Gott, der alles von Ewigkeit her kennt, hat den Gläubigen "kostbare Verheißungen" gegeben, an denen sie festhalten dürfen und sollen.
Und weil wir diese Verheißungen haben, sollen wir nach den "7 Kennzeichen des Glaubens" wandeln, die in den Versen 5-7 genannt werden: Tugend, Erkenntnis, Selbstbeherrschung, Ausharren, Gottesfurcht, Bruderliebe (phileo), Liebe (agape).
In Vers 16 bekräftigt Petrus seine Autorität: Er ist nicht irgendwelchen Erzählungen gefolgt, sondern war selbst Augenzeuge Jesu Christi und hat alles gesehen, was er getan hat.
Kapitel 2: Nun kommt Petrus zu seinem eigentlichen Anliegen, der Warnung vor falschen Lehren. Zuerst warnt er die falschen Propheten und Irrlehrer: Wenn Gott die gefallenen Engel nicht verschont hat, wenn er die vorsintflutliche Welt nicht verschont hat und wenn er Sodom und Gomorra nicht verschont hat, dann wird er auch die falschen Propheten und Irrlehrer nicht verschonen, sondern sie am letzten Tag vor Gottes Gericht stellen.
Vers 20 deutet an, dass die oben genannte Gruppe zunächst Jesus Christus als Retter anerkannt hatte, dann aber durch Habgier, Ehebruch und dergleichen in die Irre gegangen war. Anstatt Buße zu tun, will sie nun auch die treuen Christen vom rechten Weg abbringen.
Kapitel 3: In diesem Kapitel warnt Petrus vor einer zweiten Gruppe von Menschen, den "Spöttern" (3,3). Diese werden in den "letzten Tagen" auftreten und "nach ihren eigenen Lüsten wandeln". Sie werden spotten, dass das Endgericht noch nicht gekommen ist. Die "letzten Tage" haben mit dem Kommen Jesu Christi begonnen (vgl. Hebr 1,2), solche Spötter gab es also schon zur Zeit der Abfassung des Briefes.
Auch hier erinnert Petrus an die Zeit vor der Sintflut und vergleicht sie mit der heutigen Zeit. Wie die damalige Welt durch Wasser vernichtet wurde, so wird die gegenwärtige Welt durch Feuer vernichtet werden (3,7).
Um die Verzögerung der Verheißungen zu rechtfertigen, erinnert Petrus die Leser in Vers 8 daran, dass Gott über der Zeit steht. Für Ihn ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag. Aber eines ist sicher: Der "Tag des Herrn" wird kommen (3,10), und dann wird dieses Zeitalter zu Ende gehen. An diesem Tag werden sich "die Himmel in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen" (3,12).
Gleichzeitig mit dem Ende "dieses Zeitalters" beginnt das "zukünftige Zeitalter".
2Pet 3,13: "Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt."