Titus-Brief
Wie Timotheus fand auch Titus durch Paulus zum Herrn Jesus. Paulus übertrug Titus die schwierige Aufgabe, für gute Leitungsstrukturen in den Gemeinden auf Kreta zu sorgen. Um ihn zu ermutigen und die Aufgaben klar zu umreißen, schreibt Paulus diesen kurzen Brief.
Kapitel 1: In Vers 5 schreibt Paulus, warum er Titus auf Kreta zurückgelassen hat: Um für Ordnung zu sorgen und Älteste in den Gemeinden einzusetzen. In den folgenden fünf Versen finden wir den Anforderungskatalog an einen Gemeindeältesten, der im Großen und Ganzen dem entspricht, was wir bereits im 1. Timotheus-Brief (3,1-7) gelesen haben.
Kapitel 2: Hier gibt Paulus einige spezifische Anweisungen für alte Männer (ehrbar, besonnen), alte Frauen (heiliger Wandel), junge Frauen (keusch, häuslich) und junge Männer (besonnen). Titus selbst soll in allen Punkten ein Vorbild für die Gläubigen sein (7-8). Ab Vers 11 lesen wir auch den Grund für diesen heiligen Wandel: Jesus Christus, der aus Gnade erschienen ist. Und diese Gnade will uns verwandeln von der Gottlosigkeit zur Gottesfurcht.
Tit 2,14: "[Jesus Christus] hat sich selbst für uns hingegeben, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und für sich selbst ein Volk zum besonderen Eigentum zu reinigen, das eifrig ist, gute Werke zu tun."
Dieser Vers stellt uns einerseits das Evangelium vor Augen, andererseits bezeichnet er uns aber auch als "Eigentumsvolk". Diesen Titel hat Gott im Alten Testament dem Volk Israel gegeben. Die Kirche (bestehend aus Juden und Heiden) ist also die Fortsetzung Israels.
Kapitel 3: In diesem Kapitel finden wir in den Versen 3-7 eine weitere Zusammenfassung des Evangeliums.
Tit 3,5: "Er hat uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit – errettet durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes."
Abschließend wendet sich Paulus an sektiererische Menschen, die Irrlehren in die Gemeinde hineintragen oder Spaltungen in der Gemeinde herbeiführen wollen. Sie sollen zunächst zurechtgewiesen, dann aber recht schnell abgewiesen werden, damit sie nicht zu viel Verwirrung in der Gemeinde stiften können.
Philemon-Brief
Der Philemon-Brief wurde von Paulus zur gleichen Zeit wie der Kolosser-Brief aus dem Gefängnis geschrieben. Onesimus, ein Sklave aus Kolossä, ist seinem Herrn Philemon entflohen, kam nach Rom und begegnete dort Paulus, der ihn zum Glauben geführt hat. Nun will Paulus ihn zu seinem Herrn zurückschicken. Deshalb schickt er Tychikus zusammen mit Onesimus nach Kolossä. Während Tychikus der Gemeinde in Kolossä den Kolosser-Brief überbrachte, trug Onesimus den Philemon-Brief in seiner Hand, den er seinem Herrn Philemon übergab.
Paulus schrieb diesen Brief an einen Freund, den gläubigen Philemon. Er bittet Philemon, dem Sklaven zu vergeben und ihn Paulus zurückzugeben. Obwohl die Sklaverei in der damaligen Welt anerkannt war, erinnert Paulus daran, dass wir einander als "Gleichwertige" behandeln sollen.
Kapitel 1: Wie üblich beginnt auch dieser kürzeste Brief des Paulus mit einem Gruß und Dank. Ab Vers 8 wird der Brief sehr persönlich, wenn sich Paulus für den Sklaven Onesimus einsetzt. Der Name "Onesimus" bedeutet "nützlich". In einem Wortspiel geht Paulus in Vers 11 darauf ein. Paulus will die Beziehung zwischen Philemon und Onesimus auf eine ganz andere Ebene stellen. Deshalb soll Philemon seinen entflohenen Sklaven aufnehmen, als ob er Paulus aufnehmen würde (Vers 12).
Paulus will auch selbst für alle Schäden aufkommen, die Philemon entstanden sind (Verse 18-19). Im gleichen Zug erwähnt Paulus aber auch, wie viel Philemon ihm verdankt (Vers 19).
Im Philemon-Brief geht es nicht um eine bestimmte Lehre, sondern um das 1x1 der Beziehungen. Er motiviert jeden Christen, die biblische Lehre in der Praxis zu leben.
Judas-Brief
Der Judas-Brief wurde von Judas, dem Halbbruder Jesu, geschrieben. Judas, der Bruder des Jakobus, war zunächst wie sein Bruder ungläubig (Joh 7,5), kam aber nach der Auferstehung zum Glauben an Jesus Christus (Apg 1,14).
Judas beschäftigt sich in seinem Brief mit der Abtrünnigkeit. Schon zu seiner Zeit wurde die Gemeinde von religiös getarnten Verrätern untergraben. Die Absicht des Judas ist es, diese Verräter zu entlarven. Ein Abtrünniger ist jemand, der vorgibt, ein wahrer Gläubiger zu sein, obwohl er in Wirklichkeit nie wiedergeboren wurde. Es mag getauft worden sein und an allen Vorrechten der Ortsgemeinde teilgenommen haben. Aber nach einiger Zeit verlässt er den christlichen Glauben und verleugnet böswillig den Heiland.
Kapitel 1: Judas benutzt viele Vergleiche aus dem Alten Testament, um seine Botschaft zu verdeutlichen:
Jud 3b: "Kämpft für den Glauben, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert worden ist."
Schon in Vers 4 spricht Judas von den Gottlosen, die sich unbemerkt in die Gemeinde eingeschlichen haben. Gott aber will seine Gemeinde rein und heilig halten. Deshalb bringt Judas in Vers 5 das Beispiel der Erlösung Israels aus der Gefangenschaft in Ägypten. So wie die Gemeinde (gr. ecclesia, "die Herausgerufenen") aus der Welt in die Gegenwart Gottes herausgerufen wurde, so wurde auch das Volk Israel aus der Gefangenschaft herausgerufen. Doch schon bald nach dem Auszug aus Ägypten begannen die Israeliten zu murren. Gott "vertilgte diejeingen, die nicht glaubten" (Vers 5).
In Vers 6 erwähnt Judas bestimmte Engel, die "ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrten". Dies bezieht sich auf 1. Mose 6,2, wo wir von Engeln lesen, die sich mit Frauen einließen und sogar Kinder mit ihnen zeugten.
In Vers 7 werden die Städte Sodom und Gomorra erwähnt. Deren Bewohner sündigten so sehr, dass Gott die beiden Städte mit Feuer vom Himmel zerstörte (1. Mose 19,24).
Vers 8 beschreibt die bösen Engel, die Dämonen. Im Gegensatz zu diesen wird in Vers 9 der Erzengel Michael als positives Beispiel dargestellt.
In Vers 11 finden wir drei weitere Bilder aus dem Alten Testament. Zunächst lesen wir von Kain, der seinen Bruder Abel erschlägt (1. Mose 4,8). Dann lesen wir von Bileam (4. Mose 22,6), der das Volk Israel für Geld verfluchen wollte. Und schließlich wird uns die Rotte Korahs vor Augen geführt, die sich gegen Mose und Aaron auflehnte (4. Mose 16).
Alle diese Bilder sind Vergleiche für die Abtrünnigen in der Gemeinde. Gott wird sie gerecht richten.
Schließlich ermutigt Judas die Gläubigen, am Glauben festzuhalten und den Heiligen Geist wirken zu lassen. Er fordert sie auf, den Sünder zu lieben, aber die Sünde zu hassen (Verse 22-23).