1. Timotheus-Brief
Timotheus ist noch ein junger Mann, als Paulus ihn in Ephesus zurücklässt, um für Ordnung in der Gemeinde zu sorgen. Offensichtlich ist Paulus um die Autorität des Timotheus besorgt, weshalb er ihm diesen Brief schreibt und ihn ermutigt, den falschen Lehren mit aller Deutlichkeit entgegenzutreten und gleichzeitig die richtige Lehre zu verteidigen.
Kapitel 1: Gleich zu Beginn warnt Paulus seinen geistlichen Sohn vor Menschen, die falsche Lehren verbreiten und sich mit "Legenden und endlosen Geschlechtsregistern" beschäftigen (1,4). Stattdessen stellt Paulus die Bibel als obersten Maßstab dar.
1Tim 1,15: "Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin."
In Kapitel 2 legt Paulus den Schwerpunkt auf das Gebet, sowohl für alle Menschen als auch besonders für die Regierung, damit wir ein "ruhiges und stilles Leben führen können". Auch heute ist es in vielen Ländern nicht selbstverständlich, dass man seinen christlichen Glauben in Freiheit leben und bekennen kann. Und ich habe das Gefühl, dass das in einigen Jahren auch in Deutschland nicht mehr so sein wird.
Aber die gute Nachricht von Jesus Christus zu verbreiten ist sehr wichtig, denn in Vers 5 heißt es:
1Tim 2,5: "Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus."
Paulus bringt damit zum Ausdruck, dass es in diesem Universum nur eine Person gibt, die uns mit Gott versöhnen kann, und das ist Jesus Christus. Alle anderen Wege werden sich letztlich als Irrwege erweisen.
In Kapitel 3 geht Paulus auf einige Kriterien für die Gemeindeleitung (Älteste) und für den Dienst in der Gemeinde (Diakone) ein. In Kapitel 4 wendet er sich noch einmal direkt an Timotheus: "Wenn du dies den Brüdern vor Augen stellst, wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein" (4,6).
Das große Thema, für das Paulus lebt und stirbt, ist die rechte Lehre und die Gottesfurcht (persönliche Heiligung). Diese ist viel wichtiger als "leibliche Übungen" (4,8). Wie schade, wenn Männer und Frauen im Alter voranschreiten, aber nicht in der Weisheit und in der persönlichen Heiligung. Deshalb richtet sich Vers 12 besonders an die jüngeren Gemeindemitglieder:
1Tim 4,12: "Niemand verachte dich wegen deiner Jugend, sondern sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit!"
In Kapitel 5 gibt Paulus einige Anweisungen für den Umgang mit anderen Christen. Wann sollen Witwen von der Gemeinde versorgt werden? Wie soll mit Kritik an der Gemeindeleitung umgegangen werden?
Kapitel 6: Am Ende seines Briefes warnt Paulus noch einmal vor fremden Lehren, vor unnötigen Streitigkeiten und vor Menschen, die die Gottesfurcht missbrauchen wollen, um sich (finanziell) zu bereichern. Die Gottesfurcht ist zwar "eine große Bereicherung" (6,6), aber nicht in finanzieller Hinsicht.
Paulus plädiert für ein genügsames und einfaches Leben:
1Tim 6,7-8: "Denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und es ist klar, dass wir auch nichts hinausbringen können. 8 Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen!"
1Tim 6,10: "Denn die Geldgier ist eine Wurzel alles Bösen; etliche, die sich ihr hingegeben haben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viel Schmerzen verursacht."
"Du aber..." schließt Paulus seinen Brief, "...fliehe diese Dinge, jage aber nach Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Glauben, Liebe, Geduld, Sanftmut!" (6,11).
2. Timotheus-Brief
Während Paulus seinen ersten Brief an Timotheus vermutlich in Mazedonien verfasste, schrieb er seinen zweiten Brief in römischer Gefangenschaft kurz vor seinem Märtyrertod. Dieser zweite Brief enthält gewissermaßen das geistliche Vermächtnis des Apostels an die nachfolgenden Generationen von Gläubigen.
Kapitel 1: Paulus ist voll Dankbarkeit für Timotheus und ermutigt ihn, die Gabe, die er vom Heiligen Geist empfangen hat, in seinem Leben neu zu entfachen (1,6).
2Tim 1,7: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht."
Kapitel 2: Danach wird Timotheus ermutigt, die Lehren, die er von Paulus empfangen hat, an die kommenden Generationen weiterzugeben. In Vers 2 werden insgesamt 4 Generationen genannt:
2Tim 2,2: "Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren."
Paulus gibt Timotheus drei Bilder mit auf den Weg, die ihm im Gedächtnis bleiben sollen:
- Er vergleicht ihn mit einem Soldaten im Kriegsdienst (2,4).
- Er vergleicht ihn mit einem Wettkämpfer (2,5).
- Er vergleicht ihn mit einem Ackersmann (2,6).
- Er vergleicht ihn mit einem Arbeiter (2,15).
Mit diesen Bildern will Paulus den jungen Timotheus zur persönlichen Treue und Heiligung inmitten des Abfalls ermutigen.
Kapitel 3: Paulus geht nun konkret auf die "letzten Tage" ein. Es werden "schlimme Zeiten" kommen. Auf diese Zeiten soll sich Timotheus vorbereiten. Dazu zählt Paulus in den Versen 2-8 eine Reihe von Eigenschaften auf, die auf die Menschen der letzten Tage zutreffen werden. Interessant ist, dass es diese Eigenschaften bei Menschen zu allen Zeiten gegeben hat. Es geht Paulus also nicht um das neue Auftreten solcher Menschen, sondern um das verstärkte Hervortreten dieser bösen Eigenschaften.
2Tim 3,14: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast."
Diese Aufforderung des Paulus an Timotheus kann nicht verallgemeinert werden. Denn in einer gottlosen und verführten Welt, in der die Menschen von klein auf mit Irrlehre, Okkultismus, Sünde und antichristlichem Gedankengut konfrontiert werden, kann sie nur lauten.
1Tim 6,11: "Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge..."
Paulus fordert sein geistliches Kind auf, tief im Wort Gottes verwurzelt zu sein, denn:
2Tim 3,16-17: "Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17 damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet."
Kapitel 4: Hier finden wir die Abschiedsworte des Apostels. Im Rückblick auf sein Leben kann Paulus sagen, dass er "den guten Kampf gekämpft" und dabei "den Glauben bewahrt" hat (4,7). Diese Bewährung wünscht er auch Timotheus. Paulus blickt nun auf die Ewigkeit und darf wissen, dass für ihn die "Krone der Gerechtigkeit" bereit liegt (4,8). Und sie liegt nicht nur für ihn bereit, sondern für alle, die an Jesus Christus festhalten.