In der kommenden Woche werden wir das Lukas-Evangelium abschließen. Beginnend mit den "Verloren-Gefunden"-Gleichnissen in Kapitel 15 zieht Jesus in den Kapiteln, die in den nächsten Tagen vor uns liegen, noch ein Stück durch Israel, bis er ab Kapitel 19 seine letzte Wegstrecke erreicht, die in Jerusalem spielt.
Das 17. Kapitel beginnt mit der Aufforderung, den Glaubensgeschwistern zu vergeben (Lk 17,3-4). Nach der Heilung von neun undankbaren und einem dankbaren Aussätzigen kommt Jesus wieder auf das Reich Gottes zu sprechen. Dieses Reich ist kein gewöhnliches Reich, "dass man es beobachten könnte". Dieses Reich ist vielmehr "mitten unter euch" (Lk 17,21). Jesus will damit sagen, dass das Reich Gottes kein irdisches, sondern ein geistliches Reich ist. In dieses Reich kommt man nicht durch die normale Geburt, sondern durch die geistliche Wiedergeburt (vgl. Joh 3).
Im 18. Kapitel erzählt Jesus das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (Lk 18,9-14). Auch in diesem Gleichnis geht es um die Selbstgerechtigkeit des jüdischen Volkes, die uns schon im Gleichnis vom verlorenen Sohn begegnet ist. Gott verachtet Menschen, die auf ihre eigene Gerechtigkeit stolz sind, denn kein Mensch ist gerecht vor Gott. Dagegen freut er sich, wenn wir in Demut und Dankbarkeit zu ihm kommen, wie einer der zehn geheilten Aussätzigen. Der Schluss des Gleichnisses dürfte uns bekannt vorkommen, da wir die gleiche Aussage bereits in Lk 14,11 gelesen haben.
Lk 18,14b: "Jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden."
Auf dem Weg nach Jerusalem kommt Jesus in Kapitel 19 durch Jericho. Hier sehen wir einen reichen Oberzöllner, der trotz seines Reichtums Gott an die erste Stelle in seinem Leben gesetzt hat. Er wollte Jesus unbedingt sehen, was ihm aber wegen seiner geringen Körpergröße und der großen Volksmenge nicht möglich war. Da kam ihm eine geniale Idee: Er lief voraus und kletterte auf einen Baum. Trotz seines Reichtums und seines sicherlich prächtigen Gewandes war er sich nicht zu schade, auf den Baum zu klettern. Jesus reagiert auf diese Hingabe und sagt: "Heute ist diesem Haus Heil widerfahren".
Lk 19,10: "Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist."
Dieses Eregnis stellt ein Gegengewicht zu der Aussage des vorgergehenden Kapitels dar:
Lk 18,25: "Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt."
Später in Kapitel 19 lesen wir vom Einzug Jesu in Jerusalem. Nachdem Jesus in Kapitel 20 den Widerstand der Schriftgelehrten, Pharisäer und Sadduzäer erfahren hat, wird in Kapitel 21 mit der "Endzeitrede" einen Blick in die Zukunft geworfen, von der Zerstörung des Tempels bis zur Wiederkunft des "Sohn des Menschen (...) in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit" (Lk 21,27).
Die Kapitel 22 und Kapitel 23 schildern die letzten Stunden des irdischen Lebens des Herrn Jesus. Vom letzten Abendmahl über die Gefangennahme und Verurteilung bis zur Kreuzigung. Ein Detail der Kreuzigung finden wir nur bei Lukas: Einer der beiden Verbrecher, die mit Jesus gekreuzigt wurden, kommt kurz vor seinem Tod zur Besinnung. Er erkennt, dass die beiden Übeltäter zu Recht am Kreuz hängen, "dieser aber hat nichts Unrechtes getan". Dann bittet er den Herrn Jesus: "Herr, gedenke an mich, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst!" Darauf antwortet Jesus mit wunderbaren Worten:
Lk 23,43: "Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!"
Die Auferstehung des Herrn wird im 24. Kapitel beschrieben. Besondere Aufmerksamkeit schenkt Jesus den beiden "Emmaus-Jüngern" (Lk 24,13-35). Niedergeschlagen gingen sie ihres Weges, weil sie glaubten, ihr Herr sei gestorben. Plötzlich trat ein Dritter an sie heran und kam mit ihnen ins Gespräch. Doch erst als sie zu Hause das Brot brachen, erkannten die beiden Jünger, dass es sich um den auferstandenen Jesus handelte.
Lk 24,34: "Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!"