2: Die Herrlichkeit des zukünftigen Tempels |
Zweite Weissagung (Verse 1–9)
In den Versen 1–9 lesen wir von der zweiten Weissagung Haggais. Das Datum ist bezeichnend, denn der einundzwanzigste Tag des siebten Monats (Vers 1) war der siebte Tag des Laubhüttenfestes in Jerusalem. An diesem Tag war zur Zeit des ersten Tempels das gesamte Volk in Jerusalem versammelt, um mit großer Freude der mächtigen Taten Gottes bei der Erlösung des Volkes aus Ägypten zu gedenken. Es war ein Tag der Rückschau auf die große Vergangenheit des Volkes und der Vorausschau auf die noch kommenden Segnungen des erwarteten Messias.
König Salomo hatte den ersten Tempel am Laubhüttenfest eingeweiht (2Chr 5,3). In seinem großen Gebet gab er eine Rückschau und eine prophetische Vorausschau. Salomo flehte Gott sogar für den Fall an, dass das Volk einmal wegen seiner Sünden vertrieben werden sollte. Er bat um Gnade, damit das Volk wieder zurückkehren dürfe.
Jetzt, in Haggais Tagen, ist der Tempel tatsächlich zerstört. Das Volk war in Gefangenschaft, doch ein Überrest ist zurückgekehrt. Die Leute blicken zwar noch immer auf eine kümmerliche Ruine. Sie haben jedoch einen Monat zuvor mit dem Wiederaufbau begonnen! Hier bringt der Prophet ein Wort der Ermunterung an alle Beteiligten, um das Werk des Wiederaufbaus zu unterstützen. Sie sollen sich an die Herrlichkeit des alten Hauses und an die Zusagen Gottes erinnern.
Haggai 2,3: „Wer ist unter euch übrig geblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es nicht so viel wie nichts in euren Augen?“
Im Vergleich zur Herrlichkeit des ersten Tempels ist die jetzige Ruine nichts. Das wäre eigentlich ein Grund gewesen, sich auf die Erde zu setzen und zu trauern. Aber halt! In Vers 4 verspricht Gott Serubbabel, Jeschua und dem Volk seine Hilfe. Sie sollen stark sein in der Gewissheit des kommenden Segens.
In Vers 6 kündigt Gott an, dass er noch einmal Himmel und Erde, Meer und Land erschüttern werde. Als der Herr auf Golgatha am Kreuz starb, kam es tatsächlich zu einem Erdbeben. Noch größer war jedoch das geistliche Beben, das durch den Tod und die Auferstehung Jesu sowie durch die Verbreitung des Evangeliums ausgelöst wurde (2,7). Viele Menschen werden erschüttert werden und umkehren.
So wie der erste Tempel mit Gold und Silber gefüllt war, so ist die Gemeinde als der Tempel des neuen Bundes mit dem geläuterten Gold der Herrlichkeit des Herrn erfüllt (2,8–9). Mit seiner Auferstehung errichtete der Herr schließlich den dritten und ewigen Tempel, den Tempel seines Leibes. Die Herrlichkeit dieses Hauses wird ewig bestehen und die ganze neue Erde erfüllen.
Dritte Weissagung (Verse 10–19)
Ab Vers 10 kommen wir zur dritten Weissagung des Propheten. Sie knüpft gedanklich an die zuvor besprochenen großartigen Dinge an. Die Weissagung erfolgt am vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats, genau 16 Jahre nach der Grundsteinlegung für den zweiten Tempel (siehe Vers 18). Nun beginnen die Rückkehrer mit der praktischen Umsetzung ihres Vorhabens. Gott nutzt deshalb diesen Moment, um dem Volk zwei Dinge zu sagen.
Erste Botschaft: Sie stehen gerade im Begriff, das Heiligtum wieder aufzubauen. Einem Heiligtum geziemt jedoch auch ein heiliges Volk. Darüber muss nun gesprochen werden. Der Herr stellt den Priestern durch den Propheten zwei einfache Fragen. Sie beantworten beide Fragen richtig. Heiliges Fleisch überträgt seine Reinheit nicht durch Berührung auf gewöhnliche Nahrungsmittel wie Brot oder irgendeine andere Speise. Ein von einer Leiche verunreinigter Mensch überträgt seine Unreinheit hingegen sehr wohl auf all diese Nahrungsmittel.
So ist es mit dem Volk Haggais. Es hat sich in vielerlei Weise verunreinigt. Es soll das Haus bauen, aber gleichzeitig muss es darauf achten, seinen eigenen Wandel vor Gott zu reinigen. Wenn sie selbst nicht gereinigt sind, werden all ihre Opfer unrein sein und den Tempel verunreinigen. Es wird ihnen nichts nützen, einen Tempel zu haben und einen religiösen Anbetungsdienst zu praktizieren, wenn ihr Leben nicht damit übereinstimmt. Genau das war es nämlich, was zur Zeit Jeremias zum Untergang des ersten Tempels geführt hatte.
Zweite Botschaft: In den Versen 15–19 erinnert Gott sie an ihr bisheriges Fehlverhalten und zeigt ihnen ganz praktisch, wie die Reinigung aussehen soll. Achtet aufmerksam auf den Segen des Herrn! Bisher habt ihr von diesem Segen nur wenig abbekommen. Darum heiligt euer Leben und baut den Tempel. Und dann achtet einmal darauf, wie Gott euch segnen wird! Denn der Tag der Grundsteinlegung des Tempels wird aus Gottes Sicht eine Änderung aller Umstände bedeuten. Gott hat sich vorgenommen, von diesem Tag an zu segnen.
Vierte Weissagung (Verse 20–23)
Die Verse 20–23 bringen uns das vierte und letzte Wort Haggais. Es wird am selben Tag wie das dritte Wort überbracht. Die Weissagung richtet sich allein an Serubbabel. In den Augen der Autoritäten des Perserreichs ist Serubbabel ein unbedeutender Mann. Nicht so in Gottes Augen! Er ist ein Mann, der Gott gehorcht hat.
In Vers 23 erfährt Serubbabel, dass der Herr ihn an genau diesem Tag zu seinem Siegelring an der Hand machen wird. Dies war eine gewaltige Hoffnung und Ermunterung für den Knecht Gottes angesichts seiner äußerlich betrachtet so demütigenden und kümmerlichen Umstände! Mit neuem Mut und Kraft geht Serubbabel an das Werk des Wiederaufbaus und vollendet es nach vier Jahren.
Die Botschaft für uns
Die Botschaft Haggais ist auch heute noch deutlich. Gott baut seinen Tempel auf der Erde zu allen Zeiten. Er hat ihn zur Zeit des Priesters Jeschua und des Statthalters Serubbabel gebaut und baut ihn auch im Zeitalter des Neuen Testaments.
Durch seinen Tod und seine Auferstehung ist Jesus Christus zum Eckstein des geistlichen Tempels der Gemeinde geworden. Jetzt sitzt er verherrlicht auf dem Thron zur Rechten des Vaters. Der Heilige Geist ist auf die Erde gekommen, um in seinem Tempel zu wohnen, das ist die Gemeinde der Gläubigen. Aus unscheinbar kleinen Anfängen heraus hat der Heilige Geist an Pfingsten damit begonnen, diesen Tempel zu errichten. Und er wird ihn trotz aller inneren und äußeren Widerstände im Leben der einzelnen Gläubigen und im Leben der Gemeinden vollenden – bis zum Tag der Wiederkunft des Herrn.