Kapitel | Inhalt |
1–3 | Die Berufung Hesekiels |
4–24 | Warnungen vor dem Gericht über Jerusalem |
25–32 | Gerichtsworte über benachbarte Heidenvölker |
33–39 | Die zukünftige Wiederherstellung Israels |
40–48 | Der dritte Tempel |
Etwa 71-mal verwendet Hesekiel den Ausspruch: „Und ihr sollt erkennen, dass ich der HERR bin.“ Dies ist offensichtlich eines der zentralen Anliegen Gottes gegenüber seinem Volk Israel und allen Lesern des Buches Hesekiel.
33–39: Die zukünftige Wiederherstellung Israels |
Hier beginnt ein neuer Abschnitt des Buches. Nachdem Hesekiel über viele Kapitel hinweg das Gericht über Juda und Jerusalem angekündigt hat, widmet sich dieser Abschnitt der Wiederherstellung. Bei Hesekiel ist es ähnlich wie bei Jesaja und Jeremia. Die Bücher dieser Propheten bestehen aus drei Hauptabteilungen. Zunächst kommt die Berufung des Propheten. Dann folgen Botschaften der Warnung und des Gerichts über das Volk und über andere Nationen. Schließlich folgen Prophetien über die Wiederherstellung sowie über Ereignisse der weiteren Zukunft bis zum Weltende.
In Kapitel 33 kommt ein Entflohener aus Jerusalem und berichtet dem Propheten vom Untergang Jerusalems (33,21). An diesem Punkt ändert Hesekiel den Schwerpunkt seiner Aussprüche. Nun muss er nicht mehr das Gericht ankündigen, sondern darf das Volk in der Verbannung auf eine zukünftige Wiederherstellung hinweisen. Zudem wird an diesem Punkt dem Propheten der Mund wieder geöffnet, sodass er wieder frei zu den Menschen reden kann. Über Jahre hinweg durfte er nur das Wort Gottes reden. Gott erlaubte ihm kein wertloses Alltagsgeschwätz.
In Kapitel 34 werden die Hirten angeklagt. Sie schlachten die Schafe, anstatt sie zu hüten (34,3). Doch die Schafe gehören nicht den Hirten, sondern Gott (34,6). Gott kündigt an, dass er von nun an dafür sorgen wird, dass seine Herde von besseren Hirten gehütet wird. Nach der Gefangenschaft wird er seine Herde wiederherstellen und für sie einen einzigen Hirten erwecken.
Hes 34,11: „Denn so spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich selbst will nach meinen Schafen suchen und mich ihrer annehmen!“
Hes 34,13: „Und ich werde sie aus den Völkern herausführen und aus den Ländern zusammenbringen und werde sie in ihr Land führen; und ich werde sie weiden auf den Bergen Israels, in den Tälern und allen bewohnten Gegenden des Landes.“
Hes 34,23: „Ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David; der soll sie weiden, und der soll ihr Hirte sein.“
Während in Kapitel 35 das Gericht über Edom angekündigt wird, erhält Israel in Kapitel 36 die Zusage der Wiederherstellung. Somit erfolgt die Wiederherstellung Israels im Kontext der Vernichtung seiner Feinde.
Hes 36,24–27: „Denn ich will euch aus den Heidenvölkern herausholen und aus allen Ländern sammeln und euch wieder in euer Land bringen. 25 Und ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr werdet rein sein; (…) 26 Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; 27 ja, ich will meinen Geist in euer Inneres legen und werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechtsbestimmungen befolgt und tut.“
Hier kommt ein ganz neuer Aspekt ins Spiel: die Umwandlung des zurückgeführten Volkes. Zunächst handelt es sich um eine rituelle Waschung und eine geistliche Reinigung, die von den Israeliten auch so verstanden werden mussten. Hinzu kommt jedoch die völlige Erneuerung der Herzen des Volkes sowie die Gabe des Geistes Gottes in diese erneuerten Herzen.
Hier sehen wir Gottes zukünftiges geistliches Israel, die Gemeinde Christi im neuen Bund. Die Gläubigen dieser Gemeinde sind in den Augen Gottes geistliche Juden. Sie sind beschnitten mit einer Beschneidung ohne Hände und rühmen sich Christi. Sie sind bereits jetzt auf dem himmlischen Berg Zion im himmlischen Land angekommen, welches ihnen niemand mehr streitig machen kann. In der neuen und ewigen Schöpfung nach der Wiederkunft Christi werden sie die Stadt Gottes auf der neuen Erde bevölkern.
Kapitel 37–39: Das Gesicht von den Totengebeinen
Diese drei Kapitel bilden eine geistliche Einheit. Eine exakte Auslegung ist jedoch äußerst schwierig, sodass bei jeder Auslegungsmöglichkeit Fragen offenbleiben. Im Folgenden möchte ich die aus meiner Sicht wahrscheinlichste Auslegung kurz skizzieren.
Kapitel 37: Hesekiel sieht eine Ebene voller Totengebeine (37,1). Er soll zu diesen Gebeinen weissagen. Dann kommt das Leben in die toten Körper hinein: zuerst Sehnen, dann Muskeln, dann Haut und schließlich der Odem (37,7–8). Die Toten können einerseits als das zerstörte Volk Israel angesehen werden, andererseits als die verlorene Menschheit, die vom Tod zum Leben gebracht werden muss, indem Gott seinen Heiligen Geist und sein ewiges Leben in sie hineinhaucht. Die Verse 15–24 zeigen uns im Bild der beiden Holzstäbe die Einheit des Volkes. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft gab es in Israel keine Trennung mehr zwischen Juda und Ephraim, obwohl Nachkommen aller zwölf Stämme bis zur Ankunft des Herrn im Land lebten.
Kapitel 38: Hier wird bildlich ausgedrückt, dass sich die gesamte Welt unter der Führung Gogs – ein Bild für die Mächte der Erde unter der Führung des Teufels – gegen das Volk Gottes verbündet, um es zuerst zu berauben und anschließend zu vernichten. Diese Bedrohung und Verfolgung wird nach den Aussagen der Offenbarung während des gesamten Gemeindezeitalters bestehen, aber am Ende, kurz vor der Wiederkunft des Herrn, extrem zunehmen. In der Offenbarung findet der Angriff am Ende der „1000 Jahre“ des Gemeindezeitalters statt, unmittelbar vor der Wiederkunft des Herrn zum Gericht.
Off 20,8–10: „und er wird ausgehen, um die Heidenvölker zu verführen, die an den vier Enden der Erde leben, den Gog und den Magog, um sie zum Kampf zu versammeln, deren Zahl wie der Sand am Meer ist. 9 Und sie zogen herauf auf die Fläche des Landes und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie. 10 Und der Teufel, der sie verführt hatte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo das Tier ist und der falsche Prophet, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
In den Versen 19–23 wird der Untergang Gogs und die Verherrlichung des Herrn beschrieben. Es wird keinen menschlichen Kampf geben. Gott selbst wird diesen Feind richten – mit einem gewaltigen Erdbeben sowie mit Schwert, Pest, Blut, Regen und Hagel aus Feuer und Schwefel.
In Kapitel 39 finden sich viele Elemente aus Kapitel 38 wieder, allerdings aus einer anderen Perspektive. Gott beschreibt das Szenario nicht als Erzähler, sondern kündigt Schritt für Schritt an, was er selbst tun wird (Verse 1–8).
Hier haben wir es mit einem Schattenbild der Erlösung zu tun, die der Herr für sein Volk erworben hat. Er allein hat den Sieg errungen und sein Volk befreit. Es kann nun hinauskommen in die Freiheit der Erlösten, in das neue Land des Friedens. Die Reinigung des Landes kann als persönliche Heiligung und Reinigung der Gemeinde während des Gemeindezeitalters (sieben Jahre bzw. sieben Monate) gedeutet werden.