4–24: Warnungen vor dem Gericht über Jerusalem |
Kapitel 4–7: Das kommende Gericht
In Kapitel 4 finden wir die erste zeichenhafte Handlung. Hesekiel muss die Belagerung der Stadt Jerusalem darstellen. Dabei symbolisiert eine eiserne Pfanne den Belagerungswall. Er soll 390 Tage auf seiner linken Seite liegen, um die Schuld des Hauses Israel zu tragen. Die linke Seite repräsentierte in Israel den Norden, wenn der Betrachter nach Osten blickte. Danach soll der Prophet 40 Tage auf der rechten Seite liegen, die den Süden und das Südreich mit Jerusalem repräsentiert.
In Kapitel 5 folgt die zweite zeichenhafte Handlung. Hesekiel muss sich das Haar abrasieren und es in drei Teile aufteilen. Ein Teil davon wird verbrannt, ein Teil mit dem Schwert zerschnitten und ein Teil in den Wind gestreut. Die Vision kündigt die schrecklichen Umstände der Zerstörung Jerusalems und des ganzen Landes an. Nur ein Überrest wird dem Schwert entkommen (6,8).
Kapitel 8–11: Vision von Jerusalem
In Kapitel 8 wird der Prophet im Geist von einer feurigen Gestalt ergriffen und nach Jerusalem gebracht. Er sieht eine Vision, in der er die Einzelheiten des Götzendienstes erblickt. Dazu gehören das Götzenbild der Eifersucht am inneren Nordtor nördlich des Altartors, die gemalten Götzenbilder in den Kammern des inneren Vorhofs, der Tammuzkult der Frauen am nördlichen Toreingang und die Sonnenanbetung zwischen der Tempelhalle und dem Altar. Der Prophet muss erkennen, dass die religiösen Führer des Volkes den Götzenkult bis in das Heiligtum Gottes hineingetragen haben.
Die Engel des Gerichts Gottes sollen den gläubigen Bewohnern Jerusalems ein Malzeichen an die Stirn anbringen und anschließend alle übrigen Bewohner erwürgen (Kapitel 9; vgl. auch Off 13,16–19). Dieses Malzeichen ist eindeutig als eine geistliche Kennzeichnung geoffenbart.
Nun beginnt die Herrlichkeit Gottes, sich aus dem Tempelbezirk Jerusalems zurückzuziehen (Kapitel 10). Sie erhebt sich von der Schwelle des Tempels und zieht bis zum östlichen Tor des Tempelbezirks weiter (Vers 18–19). Bevor die Herrlichkeit Gottes endgültig über den Ölberg im Osten aus der Stadt geht (11,22–24), gibt Gott die Verheißung einer Wiederherstellung.
Hes 11,19–20: „Ich aber will ihnen ein einiges Herz geben, ja, ich will einen neuen Geist in euer Innerstes legen; und ich will das steinerne Herz aus ihrem Leib nehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben, 20 damit sie in meinen Satzungen wandeln und meine Rechtsordnungen bewahren und sie tun; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.“
Kapitel 12–24: Weitere Gerichtsworte
In Kapitel 12 wird von der dritten zeichenhaften Handlung Hesekiels berichtet. Er muss zunächst seine Sachen packen und vor den Augen des Volkes an einen anderen Ort umziehen. Anschließend muss er nachts durch einen Mauerbruch ausziehen und seine Sachen mitnehmen. Die erste Handlung deutet darauf hin, dass das Volk nach dem Untergang Jerusalems in die Verbannung ziehen wird. Die zweite Handlung deutet auf die Gefangennahme und Wegführung des Königs Zedekia hin.
In Kapitel 13 wird gegen die falschen Propheten in der Verbannung und die Wahrsagerinnen in Jerusalem geweissagt. Sie halten das Volk durch ihre Lügen in geistlicher Gebundenheit gefangen. In Kapitel 14 kommen die Anführer des Götzendienstes zu Hesekiel, um ihn zu befragen. Doch Gott verbietet dem Propheten, ihnen zu antworten. Im nächsten Kapitel beschreibt Gott das Volk Israel als ein unnützes Holz des Weinstocks. Es ist von Natur aus ein Holz, aus dem nichts zu machen ist. In Kapitel 16 wird das Volk schließlich Israel als eine treulose Ehefrau beschrieben.
Gott gibt dem Volk ein Rätsel vom Weinstock und den zwei Adlern auf (Kapitel 17). Der niedrig wachsende Weinstock symbolisiert den Teil des Volkes Israel, der nach der zweiten Wegführung durch die Babylonier im Land verblieben ist. Der erste Adler steht für den König von Babylon, der zweite für den Pharao von Ägypten. Obwohl der Weinstock vom ersten Adler stabil gepflanzt wurde, neigt er seine Ranken dem zweiten Adler zu. Dieses Vorhaben gelingt ihm jedoch nicht, sodass er gänzlich verdorrt.
In Kapitel 18 kündigt Gott ein gerechtes Gericht an. Demnach werden die Kinder nicht für die Sünden ihrer Eltern gerichtet oder umgekehrt. Es heißt: „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben“ (18,20). In diesem Kapitel wird Gottes Herzenseinstellung offenbar.
Hes 18,23: „Oder habe ich etwa Gefallen am Tod des Gottlosen, spricht GOTT, der Herr, und nicht vielmehr daran, dass er sich von seinen Wegen bekehrt und lebt?“
In Kapitel 19 wird in Form eines Klagelieds über das Versagen, den Untergang und die Verschleppung der Fürsten Israels nach Babylon geklagt.
In Kapitel 20 kommen die Ältesten Israels erneut zu Hesekiel, um Gott durch ihn zu befragen. Wiederum lässt Gott sich nicht befragen, sondern zählt ihnen ihre vielen verkehrten Wege auf. Die Verse 39–44 handeln von Wiederherstellung. Gott kündigt die Rückkehr des Volkes aus der Gefangenschaft an.
In Kapitel 21 wird das Schwert Gottes in seiner eigenen Hand beschrieben, das das Volk und die Stadt schlagen wird. In den Versen 23–29 wird der genaue Schlachtplan Nebukadnezars offenbart. Er wird auf zwei Wegen in das Land einmarschieren, Jerusalem in die Zange nehmen und vernichten. Das Haus Israel ist zu Schlacken geworden, die Gott nur noch in den Schmelzofen des Gerichts bringen kann (22,18).
Hesekiel vergleicht in Kapitel 23 das Volk Israel mit den Schwestern Ohola und Oholiba. Samaria ist Ohola („ihr eigenes Zelt“) und Jerusalem ist Oholiba („mein Zelt in ihr“). Beide Schwestern werden als Prostituierte beschrieben, die seit ihrer Jugend ununterbrochen mit den unterschiedlichsten Männern Unzucht getrieben haben.
Kapitel 24: Wir befinden uns am zehnten Tag des zehnten Monats im neunten Jahr der Vertreibung. An diesem Tag beginnt die Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar (vgl. 2Kö 25,1). In einer letzten zeichenhaften Handlung (ein Kessel im Feuer) weist Hesekiel auf die Schrecken der völligen Vernichtung hin. In den Versen 15–17 wird Hesekiel von Gott auf den plötzlichen Tod seiner Frau vorbereitet. Am Morgen muss er den Kessel erhitzen und zum Volk sprechen. Am Abend stirbt seine Frau. So wie Gott seine Frau Jerusalem verlieren wird, so verliert auch Hesekiel seine Frau.