Kapitel | Inhalt |
1–29 | Gottes letzter Mahnruf an das Südreich Juda |
30–33 | Künftige Rückkehr aus der Gefangenschaft |
34–39 | Letzte Botschaften vor dem Fall Jerusalems |
40–45 | Der Überrest der Juden trotzt den Mahnungen Gottes |
46–51 | Weissagungen über benachbarte Heidenvölker |
52 | Die Chronik des Falls von Jerusalem |
21–29: Gottes letzter Mahnruf an das Südreich Juda |
Die Ankunft Nebukadnezars rückt immer näher und Jeremia muss sie ein weiteres Mal ankündigen. In dieser Situation sind die Obersten des Volkes ratlos und wenden sich an Jeremia.
Jer 21,2: „Frage doch den HERRN für uns, weil Nebukadnezar, der König von Babel, Krieg gegen uns führt! Vielleicht wird der HERR gemäß allen seinen Wundern an uns handeln, sodass jener von uns abzieht!“
Doch anders als vom Volk erwartet stellt sich Gott auf die Seite Babylons und kündigt an: „Ich werde selbst gegen euch kämpfen“ (21,5). Der einzige Weg, um zu überleben, ist es, Jerusalem zu verlassen und sich den Chaldäern zu ergeben (21,8–9).
In den weiteren Kapiteln klagt Jeremia einerseits das Königshaus (Kapitel 22) und andererseits die falschen Hirten und Propheten in Israel (Kapitel 23) an. In einer Vorausschau spricht Jeremia von dem kommenden Messias, der als Nachkomme Davids auftreten wird.
Jer 23,5: „Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken; der wird als König regieren und weise handeln und wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden.“
In Kapitel 24 sehen wir das Bild der zwei Feigenkörbe, das Jeremia sah, nachdem Nebukadnezar König Jojachin weggeführt und dessen Bruder Zedekia an seiner Stelle eingesetzt hatte. Insgesamt waren 10.000 Menschen mit Jojachin in die Gefangenschaft gegangen. Gott setzt sie hier mit den guten Feigen gleich. Sie hatten sich ergeben und sich unter das Gericht Gottes gebeugt. Dadurch haben sie ihr Leben erhalten. Gott wird sich ihnen wieder zuwenden. Dies war die erste Begegnung mit Nebukadnezar. Er wird noch zwei weitere Male vor den Toren Jerusalems stehen. Beim zweiten Mal wird er die völlige Vernichtung der Stadt und die Verschleppung ihrer Bewohner nach Babylon bringen.
Jeremia kündigt bereits jetzt die Gefangenschaft an.
Jer 25,11: „Dieses ganze Land soll zu Trümmerhaufen, zur Wüste werden, und diese Völker sollen dem König von Babel dienen, 70 Jahre lang.“
In Kapitel 26 lesen wir erneut von Mordplänen gegen Jeremia. Im Auftrag Gottes verkündet er seine Botschaft im Vorhof des Tempels.
Jer 26,4–6: „So spricht der HERR: »Wenn ihr nicht auf mich hört, dass ihr nach meinem Gesetz wandelt, das ich euch vorgelegt habe, (…) 6 dann will ich dieses Haus wie Silo machen und diese Stadt zum Fluch für alle Völker der Erde!«“
Die Priester und Propheten antworten: „Du musst gewisslich sterben!“ (Jer 26,8). Doch Gott führte es so, dass Jeremia gerettet wurde.
In Kapitel 27 erhält Jeremia den Auftrag: „Mache dir Stricke und Jochstangen und lege sie um deinen Hals.“ (27,2). Juda und die umliegenden Nationen sind vom Herrn in die Hand Nebukadnezars gegeben worden. Widerstand ist zwecklos. In Kapitel 28 wird von dem falschen Propheten Hananja berichtet, der die Jochstangen Jeremias zerbricht und ankündigt, dass das Joch Nebukadnezars innerhalb von zwei Jahren zerbrochen sein werde. Diese Prophetie trifft jedoch nicht ein. Die Prophetie Jeremias über den Tod Hananjas noch im selben Jahr hingegen schon.
In Kapitel 29 lesen wir einen Brief Jeremias aus Jerusalem an die Gefangenen in Babel, unter denen sich auch der Prophet Daniel befand. Der Brief fordert die Israeliten dazu auf, sich in Babylon einzurichten und im Frieden mit der Bevölkerung zu leben. Sie sollen Häuser bauen, Gärten anlegen und Kinder zeugen.
Jer 29,10–11: „Fürwahr, so spricht der HERR: Wenn die 70 Jahre für Babel gänzlich erfüllt sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort, euch an diesen Ort zurückzubringen, an euch erfüllen. 11 Denn ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.“
30–33: Künftige Rückkehr aus der Gefangenschaft |
Die Kapitel 30 bis 33 sind inmitten aller düsteren Prophetien Jeremias ein Lichtblick. Sie werden häufig als „Das Buch des Trostes“ bezeichnet.
Jeremia soll alles in ein Buch schreiben (30,2). Denn die Wiederherstellung des Landes wird noch eine Weile dauern, aber sie wird mit Sicherheit geschehen (30,3). Gott liebt sein Volk und möchte es erretten. „Doch ganz ungestraft kann ich dich nicht lassen.“ (30,11b).
Jer 31,10b: „Der Israel zerstreut hat, der wird es auch sammeln und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde.“
Nun spricht Gott von dem Neuen Bund, den er mit Israel aufrichten will. Damit ist der Bund gemeint, den Gott nach der Auferstehung Jesu Christi mit dem geistlichen Israel (also mit allen Gläubigen aus Israel und den Nationen) aufrichten wird. Dieser Bund wird nicht mehr auf Gesetzestafeln, sondern auf die Herzen der Gläubigen geschrieben (31,33).
In Kapitel 32 wird Jeremia vom damaligen König Zedekia im Gefängnishof eingesperrt. Wir befinden uns etwa zwei Jahre vor dem Fall Jerusalems. In dieser Situation kauft Jeremia von seinem Cousin Hanamel ein Feld bei Anatot (32,9). Durch diese auf den ersten Blick sinnlos erscheinende Handlung machte Gott dem Volk deutlich, dass es nach der Gefangenschaft in Babylon eine Zeit der Rückkehr geben werde, in der wieder Häuser, Felder und Weinberge gekauft würden (32,15).
Abschließend enthält Kapitel 33 erneut eine Vorausschau auf den kommenden Messias.
Jer 33,15: „In jenen Tagen und zu jener Zeit will ich dem David einen Spross der Gerechtigkeit hervorsprießen lassen, und er wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden.“
34–39: Letzte Botschaften vor dem Fall Jerusalems |
In diesem Kapitel wird deutlich, dass auch kurz vor dem Untergang immer noch kein Verständnis unter den Obersten des Volkes eingekehrt ist. Zunächst wird die Freilassung aller Sklaven angeordnet (34,8). Die Fürsten gehorchten zunächst und entließen ihre Sklaven. Doch kurz darauf reute es sie und sie nahmen ihre Sklaven wieder zurück.
Jer 34,17: „Darum spricht der HERR: Ihr habt mir nicht gehorcht, dass ihr eine Freilassung ausgerufen hättet, jeder für seinen Bruder und für seinen Nächsten. Siehe, nun rufe ich für euch eine Freilassung aus, spricht der HERR, für das Schwert, für die Pest und für die Hungersnot; und ich mache euch zum Entsetzen für alle Königreiche der Erde!“
In Kapitel 35 wird die Untreue Judas der Treue der Rechabiter gegenübergestellt. Sie tranken keinen Wein (35,6), da sie dem Gebot ihres Stammvaters Jonadab, des Sohnes Rechabs, folgten. Dieser hatte ihnen verboten, Wein zu trinken. Das Volk soll sich diese Leute zum Vorbild nehmen. Die Rechabiter gehorchten den Anweisungen ihres Vaters, Juda und Jerusalem haben dem Gebot Gottes jedoch nicht gehorcht. Deshalb wird das Unheil über sie kommen.
In Kapitel 36 erhält Jeremia von Gott den Auftrag, all seine Prophetenworte seit der Zeit Josias in ein Buch zu schreiben. Der damalige König Jojakim erfuhr von der Buchrolle und ließ sie sich vorlesen. Er zeigte sich völlig unbeeindruckt vom Inhalt, zerschnitt das Vorgelesene in Stücke und warf es ins Feuer. Doch dadurch kann er das Wort Gottes nicht unwirksam machen.
Jeremia spricht nun offen zum Volk:
Jer 38,2: „Wer in dieser Stadt bleibt, der muss sterben durch Schwert, Hungersnot oder Pest; wer aber zu den Chaldäern hinausgeht, der soll am Leben bleiben; er wird seine Seele als Beute davontragen und leben!“
Diese Worte gefielen den Fürsten ganz und gar nicht, denn sie schwächten die Kampfmoral des Volkes. Deshalb warfen sie Jeremia in eine ausgetrocknete Zisterne. Nur durch das Einschreiten von Ebed-Melech kam er wieder aus der Zisterne heraus und zurück in den Gefängnishof (38,12).
Die ersten zehn Verse des 39. Kapitels berichten nüchtern über die Eroberung der Stadt und die Wegführung des Königs Zedekia. Er hatte sich geweigert, dem Wort des Herrn zu gehorchen. Er verlor sein Königtum, seine Kinder, sein Augenlicht und seine Heimat. Durch seinen Ungehorsam brachte er auch den Einwohnern der Stadt Jerusalem den Tod durch die Babylonier. Erst durch Nebukadnezar kommt Jeremia wieder aus dem Gefängnishof frei.